Der Zeitbegriff einschließlich unseres Zeit-Bewusstseins ist eine vielschichtige Thematik.

Wer Lust hat, in die „Erkenntnisse“ über den Begriff der Zeit einzusteigen, der könnte sich mit dem Buch des Soziologen Norbert Elias, „Über die Zeit“ auf eine spannende Zeit-Reise begeben.

Elias führt aus, dass die Zeit in traditionellen Gesellschaften oft durch Zyklen von Naturphänomenen oder durch religiöse Rituale bestimmt wurde. Sie wurde als eine Art Kontinuum oder Kreislauf betrachtet, das von den Aktivitäten der Menschen und den natürlichen Rhythmen der Umwelt abhing. In dieser Hinsicht war das Verständnis von Zeit in traditionellen Gesellschaften nicht so sehr durch genaue Zeitmessung oder Planung geprägt, sondern eher durch eine flexible und subjektive Wahrnehmung der Zeit.

Er argumentierte ferner, dass die moderne Gesellschaft zunehmend die Kontrolle über die Zeit übernommen hat/übernimmt und sie durch objektive und standardisierte Maßeinheiten wie Uhren, Kalender und Zeitpläne definiert. In diesem Sinne betonte Elias die Bedeutung von Technologie und Wissenschaft für unser modernes Verständnis von Zeit.

Insgesamt ein wirklich lesenswertes Buch mit Betrachtungen zu der „Zeit“ aus unterschiedlichen Perspektiven.

Über die Zeit

….Viele vertraute Redewendungen vermitteln, wie gesagt, die Vorstellung, daß die Zeit ein physikalisches Objekt sei. Allein schon wenn man davon spricht, daß man die Zeit >mißt<, sieht es in der Tat so aus, als sei die Zeit ein physikalischer Gegenstand wie ein Berg oder ein Fluß, dessen Maße man nehmen kann. Oder man denke an die Redewendung >im Laufe der Zeit<. Sie läßt es beinahe so erscheinen, als ob Menschen oder vielleicht die ganze Welt in einem Fluß von Zeit schwämmen. In diesen wie in anderen Fällen trägt die substantivistische Form des Zeitbegriffs sicherlich viel zu der Illusion bei, daß es sich bei der Zeit um eine Art von Ding >in Zeit und Raum< handle. Die Verbform macht es leichter, sich von dieser Illusion zu lösen. Sie macht deutlich, daß es sich beim Zeitbestimmen oder Synchronisieren um eine menschliche Tätigkeit mit ganz bestimmten Zwecken handelt, nicht allein um eine Beziehung, sondern um ein In-Beziehung-Setzen. Die Frage ist: Wer setzt in diesem Fall was in Beziehung und zu welchem Zweck?

Norbert Elias, Über die Zeit, Arbeiten zur Wissenssoziologie, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Frankfurt am Main, 4. Aufl. 1992, S. 11

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